Lange war es unser sehnlichster Wunsch, in Merkstein und Alsdorf aus der Abhängigkeit und aus der Schulhausatmosphäre herauszukommen; denn jahrelang fanden die Gottesdienste in einem Klassenraum der Volksschule statt. Unermüdlich suchten die Brüder nach Möglichkeiten, um zu einem eigenen Versammlungsraum bzw. zu einer eigenen Kapelle zu kommen, wobei es nicht an Bitten und Flehen für die Verwirklichung dieses Wunsches fehlte. Als es durch die Bemühungen und persönlichen Beziehungen dahin kam, daß die Gemeindeverwaltung uns einen Bauplatz zum Bau eines Gotteshauses schenkte, worin wir eine sichtbare Gebetserhörung und eine Weisung von oben her sahen, wurde gläubig an den Bau geschritten.
Nun begann ein Opfern, Wetteifern und ein Handanlegen, so daß in einem halben Jahr, im Frühjahr dieses Jahres, die Kapelle im Rohbau fertig dastand. Mit dem Ziel, das diesjährige Erntedankfest im eigenen Gotteshaus zu feiern, wurde gläubig weitergebaut. Der Herr schenkte es uns, daß wir am 11. Oktober 1953 den Einzug in unsere Kapelle halten durften.
Der Kapellenbau umfaßt einen Saal mit 80 - 100 Sitzplätzen und eine Kastellanswohnung im Gesamtwert von DM 35.000. Der Bau wurde von 35 Mitgliedern der Station Merkstein und Alsdorf unter vielen Opfern, ohne Hilfe von außen, und durch vorbildlichen Arbeitseinsatz der Brüder getragen, da nur für die Spezialarbeiten Handwerker herangezogen wurden.
Am frühen Morgen versammelte sich die Gemeinde bei strahlendem Herbstwetter vor ihrer neuen Kapelle. Von nah und fern waren die Geschwister, Freunde und Gönner gekommen, um an unserer Freude teilzunehmen. Unter unseren Gästen begrüßten wir u. a. den Posaunenchor einer holländischen Nachbargemeinde aus Treebeek und den Männerchor der Gemeinde Wermelskirchen. Als Auftakt der Weihefeier spielte der Posaunenchor einen Choral. Danach übergab der Bürgermeister, Herr Landrock, dem Prediger, Bruder Hemmen, den Schlüssel zur Kapelle, wobei er Worte der Anerkennung an die Merksteiner Geschwister richtete. Es folgte ein Männerchorlied der Wermelskirchener Brüder und die Verlesung des 100. Psalms durch Bruder Hemmen. Nach dieser kurzen Feier vor der verschlossenen Kapelle schloß Bruder Hemmen das Gotteshaus auf und geleitete als erste das älteste Ehepaar der Gemeinde, Geschwister W. Reuber, Alsdorf, beide ca. 80 Jahre alt, in die Kapelle. Der nun folgenden Weihepredigt legte Bruder Hemmen die Worte aus 2. Mose 25, 8 zugrunde und führte aus, daß die großen Opfer, die gebracht wurden, erst dann einen Sinn bekommen werden, wenn in diesem Haus wirklich Gott wird wohnen können. Danach überbrachte der Gemeindedirektor, Herr Derichs, die Grüße der Verwaltung von Merkstein und führte aus, daß der Bau nun fertig wäre und daß wir alle jetzt an uns bauen müßten. Der Rektor der Schule, in welcher sich die Geschwister bis dahin versammelt hatten, überbrachte auch ein Grußwort an die Gemeinde. Die Grüße der Vereinigung Rheinland und des Bundes überbrachte Bruder Zimmermann, Köln-Mülheim, und schloß den Wunsch daran, daß die Kapelle zur Ehre Gottes dienen möchte.
Umrahmt wurde die Vormittagsfeier mit den herrlichen Liedern des Wermelskirchener Männerchores. Nach Abschluß der Versammlung zogen sowohl der holländische Posaunenchor wie auch der Männerchor auf den Platz vor dem Rathaus, wo abwechselnd zur Ehre Gottes gespielt und gesungen wurde. Am Nachmittag um 16 Uhr versammelte sich die Gemeinde mit ihren Gästen zur Nachmittagsfeier, an welcher auch die Geschwister und der Gemischte Chor aus Aachen teilnahmen. Die Kapelle konnte nicht alle fassen, die gekommen waren, und viele wohnten dem Gottesdienst draußen bei.
Die Festpredigt hielt Bruder Adam, Köln-Mülheim, und legte ihr das Schriftwort aus Epheser 10, 19-25 (wohl eher 1,19-23; drb) zugrunde. Der Pfarrer der Evangelischen Kirche in Merkstein, Herr Wonorowitz, grüßte mit der Tageslosung der Brüdergemeinde, Psalm 1, 3. Der Prediger der Freien evangelischen Gemeinde, Bruder Aderhold, grüßte mit dem Wort 1. Petrus 2, 2-5, und ein Bruder als Vertreter der Gemeinde Wermelskirchen legte seinem Gruß 1. Petrus 2, 9 zugrunde. Auch am Nachmittag grüßte der Bürgermeister, Herr Landrock, die Festgemeinde noch einmal und wünschte ihr Gottes Segen zur weiteren Entwicklung.
Von der Muttergemeinde Kohlscheid überbrachte Bruder Kyek ein Grußwort mit Psalm 84, 1-5. Das Grußwort des Vorstandes und der Station Aachen überbrachte Bruder Zerfaß mit Psalm 26, 8 und den Segenswunsch mit Psalm 27, 4. Die abwechselnden Chorgesänge des Männerchores Wermelskirchen und des Gemischten Chores Aachen trugen mit dazu bei, daß der Name unseres Herrn und Heilandes, dem auch dieses Haus geweiht ist, gelobt und gepriesen wurde. Möge auch an dieser Stätte, die mit viel Liebe, Gebet und Opfern erbaut wurde, die Botschaft vom Gekreuzigten viel Frucht für die Ewigkeit wirken.
(Aufzeichnungen aus Anlaß der Kapelleneinweihung in Merkstein aus unbekannter Feder.)
Alle Texte und Bilder auf dieser Seite sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung zu anderen Zwecken als der Sichtbarmachung (sowohl online als auch als private Kopie für persönliche Zwecke) dieser Seite verwendet werden. Weitere Informationen siehe Impressum und Datenschutz
Dieses Dokument wird verwaltet von
Thomas Sefzick
und wurde zuletzt modifiziert am: 30.05.2004, 18:36 Uhr